Description
Nach der Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann entstand in den achtziger Jahren in der DDR (vor allem in Berlin und Leipzig) eine Literaturszene, die Texte (häufig Gedichte und oft im Zusammenhang mit bildender Kunst) in privaten Lesungen und in hektographierter Form ‘publizierte’. Literaturwissenschaftler in der DDR versuchten Autoren, die sich in diesen Kreisen etablierten, in den offiziellen Literaturbetrieb zu integrieren, während ihre westlichen Kollegen in diesen Schriftstellern vor allem einen sich vom offiziellen Literaturbetrieb abkoppelnden wachsenden Untergrund/Widerstand sahen. Mit der ‘Wende’ musste die mit einer solchen Einteilung verbundene Wertschätzung revidiert werden – einige Prominente Vertreter wie Sascha Anderson waren jahrelang für die Stasi tätig.
In diesem Seminar wird die nichtoffizielle Literatur in der DDR als soziales, literaturhistorisches, politisches, ästhetisches und mediales Phänomen untersucht und wird auf das Problemfeld des Umgangs mit Kunst/Literatur in einem diktatorischen System explizit eingegangen.